Hallo zusammen!
Ich hoffe, ich bin im richtigen Forum gelandet!
Ich habe es endlich geschafft und mich nach langem Lesen an den Bau eines Gehäuses aus Glasfaserkunststoff gewagt! Und ich muss ehrlich sagen: Es ist wirklich einfach, man muss sich nur trauen!
Um anderen Leuten bei dem Einbau in ihren 307 zu helfen, aber vor allem, um allen die Angst vor dem Material GFK zu nehmen, habe ich den gesamten Einbau mit meiner Kamera begleitet und einige nützliche Bilder geschossen!
Aber mal von Anfang an...
+++ DAS KONZEPT +++
Zuallererst: Mein Ziel war es nicht, eine Anlage im Auto mitzuführen, die sämtliche dB-Wettbewerbe gewinnt und das Doppelte des Autos wert ist!
Mir war wichtig, dass ich angenehm, auch druckvoll Musik hören kann und es eben einen satten Sound gibt, möglichst ohne Klappern und Klimpern. Trotzdem sollte das ganze bezahlbar bleiben und vor allem wollte ich mir den Platzvorteil, den ich in dem Kombi habe nicht durch irgendeine Kiste kaputt machen. Außerdem muss das ganze vor allem für einen eventuellen Wiederverkauf rückbaubar sein, ohne dass optisch irgendwelche groben Rückstände sichtbar bleiben!
Ich möchte dazu sagen, dass ich in der Veranstaltungstechnik arbeite und somit weiß, wann es sich gut oder nicht gut anhört. Ich bin mir ebenso bewusst, dass ich immer Kompromisse eingegangen bin, die mir natürlich am Ende nicht das perfekte Ergebnis liefern, doch ich bin diese Kompromisse immer so eingegangen, dass sie für mich in Ordnung sind - und das ist das, was zählt!
Einige nun verbaute Komponenten hatte ich noch von meinen alten Autos übrig und mir nach und nach zusammengekauft.
-- Subwoofer, Hertz ES300
Wie schon erwähnt sollte der Subwoofer im Kofferraum so wenig Platz wie möglich wegnehmen. Mein erster Plan, ihn in das Fach hinter den hinteren Sitzen einzubauen fiel aus Platzmangel leider flach. Eine Reserveradmulde hat das Auto leider nicht, da sich das Ersatzrad unter dem Auto befindet und bei Bedarf heruntergekurbelt wird. Also musste eine andere Möglichkeit her!
Ich entschied mich für den Platz hinter dem linken hinteren Radkasten. Wichtig dabei ist nur, dass der Subwoofer inklusive Gehäuse herausnehmbar ist, erstens für die Rückrüstbarkeit, zweitens für die Wartungsarbeiten an der Heckleuchte!
-- Frontsystem, Hertz DSK165
Dieses Frontsytem hat nun schon zwei Autos miterlebt, sieht auch schon etwas mitgenommen aus, aber es klingt noch - vor allem für den niedrigen Preis für das Einsteigerprodukt - ausgesprochen gut! Aus finanziellen Gründen habe ich mich dazu entschlossen es auch in den 307 mitzunehmen. Während ich das Gehäuse für den Sub aus GFK formte, kamen mir schon jede Menge andere Ideen, was man damit machen kann. Kurzerhand entschloss ich mich deshalb auch kleine Gehäuse für die Hochtöner des Systems zu bauen, da die an den originalen Einbauplätzen nur gegen die Scheibe spielten.
-- Fondlautsprecher, Hertz DCX130
Ein eher zufälliges Angebot ermöglichte es mir, für kleines Geld auch für hinten ein Hertz Lautsprecherpaar zu ergattern. Die Zwei-Wege-Lautsprecher waren auch von Anfang nur dazu gedacht, leise mitzuspielen.
-- Endstufe Sub, Hertz EP2
Auch aus dem letzten Auto wieder ausgebaut wollte ich für den ES300 die passende Endstufe im Peugeot haben.
-- Endstufe Rest, Hertz EP4
Auch die restlichen Lautsprecher müssen anständig betrieben werden, die EP4, die ich mir damals für meinen Passat kaufte war perfekt. Lange stand für beide Endstufen der Einbauort noch nicht fest, die Größe der beiden Endstufen erwies sich aber später als außergewöhnlich passend. Somit war auch das Hertz Quintett vollzählig.
-- Kenwood BT-60U
Das Radio ist schon älter und auch damals habe ich es gebraucht gekauft. 140 statt 250 Euro haben sich sehr gelohnt! Seit anfangs bin ich wirklich begeistert davon! Es hat eine gute Bluetooth Freisprecheinrichtung und ermöglicht sehr entspanntes Telefonieren beim Fahren. Außerdem befinden sich an der Rückseite 3 Vorverstärkerausgänge und ein Klinkenanschluss. Auch USB ist möglich, ebenso wie Radioempfang und CD. Im Peugeot wäre mir durch den sich bietenden Platz zwar ein Doppeldin-Radio lieber, aber die sind ja in einer vernünftigen Qualität unbezahlbar. Also erstmal Zukunftsmusik
Es ist wichtig, sich ausreichend Gedanken über sein Projekt zu machen und die Materialien, die man braucht frühzeitig zu bestellen (und bitte nicht bei TomsCarHifi - sehr schlechte Erfahrung gemacht, die sich mit einigen Aussagen in verschiedenen Foren deckt!).
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+++ SUBWOOFER +++
Folgendes Material habe ich für den Bau des GFK-Gehäuses gekauft:
5kg Polyesterharz
4m² Glasfasermatte
100 ml Härter
2 Feinstaubmasken
viele Borstenpinsel
einen Behälter
Paketklebeband
MDF-Platte, 21mm
Sonofil Dämmwatte
Sprühkleber
Außerdem brauchte ich:
Handschuhe, am besten Spülhandschuhe, die haben am meisten Gefühl!
eine Waage, digital und am besten ausrangiert
Verdünnung
Schutzbrillen
Diverses Werkzeug
Karton
Spannbettlaken
Heißkleber
Restholz
Filz (hatte ich noch vom letzten Ausbau)
Zuerst habe ich mit der Stichsäge aus der MDF-Platte eine Bodenplatte ausgesägt, auf der das Gehäuse nachher stehen soll und der Frontplatte Halt gibt.
Beim 307 gibt es sowohl auf der linken als auch der rechten Seite eine Abdeckung aus Plastik, die den Zugang zu den Heckleuchten verbirgt. Ich habe diese herausgenommen, damit ich auch dieses Volumen nutzen konnte, denn mir war klar dass es wortwörtlich eine "knappe Kiste" werden wird. Das Loch, das dort entstanden ist, habe ich mit einem Karton ausgefüllt.
Danach wurde die Fläche, die formgebend ist, mit Paketklebeband abgeklebt.
Dann habe ich die Grundplatte eingelegt und passend auf ihr mithilfe von Karton (und gutem Augenmaß und vielen Versuchen xD) die Frontplatte gezeichnet, übertragen und ausgesägt.
Aus den Glasfasermatten habe ich kleine Fetzen gemacht. Irgendwo im Internet war zu lesen, dass sie sich so besser miteinander verbinden.
Nachdem das Auto rundrum durch Tüten, Müllsäcke, Zeitungspapier o.ä. geschützt war, wurde die erste Ladung Harz angemischt.
Das Harz habe ich auf das Klebeband gestrichen und die Glasfaserstücke darauf platziert. Danach mit viel Harz tränken und so eine gleichmäßige Schicht bilden.
Oft ist im Internet zu lesen, dass das Gehäuse bereits schon nach der ersten getrockneten Schicht abzunehmen sei - ich habe es mich nicht getraut und lieber im Auto nochmals eine zweite Schicht aufgebracht. Nach dem trocknen hat sich alles aber sehr gut herausnehmen lassen. Der Glasfaserkunststoff war zu diesem Zeitpunkt schon stabiler, als er aussah!
Es folgten nochmals zwei ordentliche Schichten und das Klebeband konnte man auch schon abziehen.
Dann war das Material fest und dick genug, um bearbeitet werden zu können.
Die überflüssigen Materialreste habe ich nach "anprobieren" abgeschnitten.
Im nächsten Schritt musste die richtige Position für den Lochausschnitt des Subwoofers gefunden werden. Er wurde aufgezeichnet und mit der Stichsäge herausgetrennt.
Danach habe ich mit der Oberfräse den Rand des Lochausschnitts so bearbeitet, dass der Subwoofer hinterher versenkt werden kann. Wie man sieht, war’s eine ganz schön knappe Angelegenheit und ich konnte leider nur frei Hand arbeiten!
Im nächsten Schritt bekam die Bodenplatte des Gehäuses noch ein Loch. Am Auto wurde von unten eine Schraube mit aufgesetztem Innengewinde montiert, damit das Gehäuse von oben wieder mit einer Schraube befestigt werden kann.
Das Loch im Teppich ist übrigens beim Ausbau der einzige Makel der übrig bleibt, wenn man die Anlage wieder ausbaut. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn direkt darüber ist von Serie ab eine Halterung für ein Netz - also nicht sichtbar
Dann habe ich die Frontplatte am restlichen Gehäuse etwas fixiert und mit Resthölzern und Heißkleber weitere formgebende Elemente platziert.
Ein altes Spannbettlaken diente mir dann als Formstoff. Es war die kostenlose Alternative zu einem richtigen Formvlies und funktioniert einwandfrei! Fixiert wurde er auch wieder mit Heißkleber, die überflüssigen Reste wurden abgeschnitten.
Danach musste das Tuch ordentlich mit Harz getränkt werden, um direkt im Anschluss die erste Schicht Glasfaser aufzubringen. Nach ihr folgten noch weitere Schichten, zwischen denen immer geschliffen werden musste, um die Form so rund wie nur möglich hinzubekommen.
Das Gehäuse wurde nach diesen Schritten für eine Woche im Keller stehen gelassen, um den Geruch des Harzes etwas zu mindern. Nach nochmaligem Schleifen wurde nun der Filz mit Sprühkleber aufgebracht. Das hat zu meinem Erstaunen sehr gut funktioniert und glücklicherweise hatte der Stoffrest, den ich vom letzten Mal noch übrig hatte, sogar die gleiche Farbe und wahnsinnige Ähnlichkeit mit dem Teppich im Kofferraum.
Im letzten Schritt wurde das Loch noch ausgeschnitten und Löcher für zwei schützende Stangen gebohrt.
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+++ TWEETER +++
Nachdem ich so zufrieden mit dem Ergebnis meiner Arbeit war, fielen mir hunderte Dinge ein, die man sonst noch mit diesem teufelsgenialen Zeug machen könnte. Kurzerhand wurde ein bisschen des übrig gebliebenen Rests "geopfert", um noch kleine Halterungen für die Hochtöner des Frontsystems zu bauen. Um die komplette Rückbaufähigkeit zu gewährleisten, habe ich sie nicht in die A-Säule integriert, sondern quasi kleine "Gehäuschen" für das Dreieckfester gebaut.
Im Gegensatz zum Subwoofergehäuse bezog ich die kleinen mit Kunstleder, das zum Armaturenbrett passte.
Ich denke, zur Vorgehensweise an sich muss ich nichts mehr weiter beschreiben, deshalb an dieser Stelle einfach die Bilder dazu
+++ ENDSTUFEN +++
Auch die Platzfindung für die Endstufen gestaltete sich als nicht ganz einfach. Im oben erwähnten Fach hinter den Rücksitzen passte nicht einmal die kleinere von den beiden hinein. Deshalb musste eine andere Lösung gefunden werden!
Da in der Ausstattung meines 307 die vorderen Sitze ohne Schubladen sind, befindet sich darunter sehr viel Platz... Was ein Zufall: Zwei Endstufen - zwei Sitze!
Aus günstigen OSB-Platten baute ich Stützen, auf die die Endstufen montiert werden sollten - und zwar gerade! Diese bezog ich mit Filzresten. Ich weiß, nicht schön beklebt, aber das macht nichts aus, denn sehen tut man von ihnen sowieso nicht viel
Lassen wir einfach die Bilder sprechen
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+++ DER EINBAU +++
Beim Einbau schwankte ich stark zwischen Erstaunen, wie leicht etwas doch sein kann, und innerlichem Fluchen über die verdammten Franzosenautos
(Man muss dazu sagen, er hat’s auch etwas schwer... beide Vorgängerautos waren alte, aber gute Autos von VW
)
Das Pluskabel zog ich nicht vom Batteriepluspol weg, denn ich wollte mir die Arbeit ersparen, die Klemmen zu ändern. Stattdessen benutzte ich den Pluspol im Sicherungskasten des Motorraums. Direkt dahinter eine Sicherung und dann das Kabel in den Innenraum.
Dazu muss das kleine Gitter zwischen Motorhaube und Frontscheibe entfernt werden. Es wird dann die Durchführung des Seilzuges für die Motorhaubenöffnung sichtbar und direkt daneben ein kleiner Gummistopfen. Den habe ich entfernt und mein Kabel durchgezogen.
-> Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Loch wieder abgedichtet wird, sonst hat sich das mit der Elektronik erledigt!
Es ist eine riesige Fummelei, dann das Kabel bis in den Innenraum zu bekommen, aber mit etwas Geduld geht das.
Das Kabel ging dann weiter bis unter den Fahrersitz, dort unter der Endstufenhalterung habe ich einen Verteiler montiert. Von dort aus geht ein Kabel hoch zur kleinen EP2 für den Sub und ein weiteres über den Kardantunnel rüber zum anderen Sitz und zur anderen Endstufe.
Für den Massepunkt wählte ich auf jeder Seite eine der Schrauben, mit denen der Sitz an der Karosserie befestigt ist.
Chinchkabel wurden auf der Beifahrerseite bis zu den Endstufen verlegt, also im Prinzip wie das Pluskabel, nur andersherum.
Die Lautsprecherkabel waren das Schwierigste. Peugeot verwendet im Übergang zu den Türen Multipinstecker, die man nur schwer dort auseinanderbekommt, da einfach sehr wenig Platz zwischen Tür und Karosserie ist. Des Weiteren machen es einem die Gummimuffen sehr schwer, da sie auf beiden Seiten enger werden. Mir haben nur Geduld, Gewalt und ein Draht geholfen, ein Kabel dort hindurchzubekommen.
Vor dem Einbau der Lautsprecher habe ich die Türen mit Alubutyl gedämmt. Verarbeitet habe ich insgesamt nur 2m², denn es ging mir in erster Linie nicht um eine Dämmung der Musik nach außen oder das Schaffen eines besonders kraftvollen Sounds in den Türen, sondern vielmehr um die Beseitigung von Klappergeräuschen der Tür- und Türverkleidung. Diese Geräusche entstanden größtenteils deshalb, weil die Verkleidung im Peugeot aus vier Teilen besteht. Die Regenschutzfolie ließ sich ganz einfach an der Bitumenschicht mit einem Messer auftrennen und später wieder spurlos zusammenfügen.
Auch die Heckklappe und die wurde mit Alubutyl etwas beschichtet, die Verkleidung der Heckklappe wurde zweilagig mit selbstklebenden Schallabsorberplatten bestückt - zwar zweckentfremdet, aber hilfreich.
Das Kennzeichen wurde mit Trittschalldämmung ausgestattet, dann war auch dort Ruhe
Die Lautsprecher baute ich in die originalen Türverkleidung ein (ja... tötet mich!). Vorher beklebte ich die Ränder der Lautsprecher mit Türendichtband und schraubte sie fest in die Halterungen.
Für die Hochtöner legte ich die Kabel bis ins Spiegeldreieck, dessen Verkleidung abnehmbar ist. Nachdem ich die Verkleidung wieder angebracht hatte, habe ich den Hochtöner auf die Verkleidung aufgesetzt und mit der Zuleitung im Dreieck verbunden.
+++ FAZIT +++
Im Großen und Ganzen bin ich fertig jetzt, ich muss nur noch die Hochtöner befestigen. Ich dachte da an selbstklebenden Klettverschluss. Im Moment hält es aber ganz gut. Die Endstufen sind übrigens auch mit Klett im Teppich befestigt.
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Im Nachhinein und mit meinem jetzigen Wissen würde ich aber ein paar Sachen anders machen. So zum Beispiel würde ich beim Subwoofergehäuse noch mehr Sorgfalt an den Tag legen, gründlicher schleifen und noch mehr darauf achten, dass die Oberfläche schön glatt ist, denn leider merkt man trotz des Filzes noch einige Unebenheiten.
Eigentlich müsste das Gehäuse auch größer sein, ist eben doch nur ein Kompromiss zwischen Klang, Preis und Platz. Für mich allerdings noch vollstens in Ordnung!
Ich hoffe ich konnte dem einen oder anderen nun die Angst vor dem Material GFK nehmen. Wenn man sich ein paar Dinge darüber durchliest, diese beachtet und sich dann gewissenhaft ans Werk macht, dann klappt das auch!
Auch wenn ich riskiere, dass ihr mich zerreißt, bitte ich euch doch mal um Lob und Kritik, aber auch Tipps und Tricks für das nächste Mal
Bei Fragen - legt los!
Kann auf Anfrage auch gern noch das eine oder andere Bild machen
Liebe Grüße
Marius
PS: Lieben Dank an meine ganze Family, die mir wirklich ziemlich viel geholfen haben
PPS: Jeder der es bis hierhin geschafft hat, hat meinen Respekt verdient
Ich habe zum Gehäusebau mit GFK noch eine PDF erstellt, die allen anderen Neulingen weiterhelfen soll. Die ist anschaulich mit Bildern gestaltet und ich hoffe, dass sie etwas nützt!
Sie ist hier zu erreichen:
Gehäusebau mit GFK