Müller und Wirtschaft..

Ihr habt Probleme mit anderen Marken? Oder mit Sachen, die nicht euren Löwen betreffen? Dann ist das genau die richtige Schublade für euch.
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Michassammy
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Müller und Wirtschaft..

Beitrag von Michassammy » Di 08.11.05 19:45

Holla Freunde

was man so alles findet...

naja so läuft es heutzutage :(




Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden.
Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird,
habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart.
Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden.
Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür,
daß sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.

Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, daß sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.
Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik.
Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt,
und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.
Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld.
Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.
Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt.

Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel
einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt. 70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld.
Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.

Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller.
Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt,
daß er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewußt, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewußt,

es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben.
Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller?
In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik.
Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft.
Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht,

er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren.

Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt,
daß der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen habt, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.
Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr,
daß der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.
Da lacht er, der Herr Müller. Natürlich nur, wenn niemand hinsieht.
Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht.

Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, daß es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.
Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden.
Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter.
Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern.
Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus.
Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller.
Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden,
dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut.
Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen
und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt,

für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von mariob » Di 08.11.05 19:51

die traurige Realität in Deutschland... - und damit wir noch mehr arbeitslose Jugendliche haben heben wir das Rentenalter auf 70 und freuen uns über die alten Leute, die den Sozialstaat finanzieren und kurz nach Eintritt ins Rentenalter auf den Friedhof umziehen
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von Michassammy » Di 08.11.05 19:54

wenn die "ältern" mal AB 45 Jahre noch Arbeit finden würden :(

aber wenn sie ab 50 mit Harz 4 dem Staat auf der Tasche liegen ist's leider noch immer billiger als Rente zu zahlen ...
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von mariob » Di 08.11.05 20:00

jo - irgendwas läuft hier verkehrt - ich würde es gerechter finden, wenn man die Rente für alle auf ein sinnvolles und finanzierbares Maß setzt und dann das Rentenalter soweit heruntersetzt, daß die Jugend und alle die auf die Rente hinarbeiten wieder Arbeit finden - dann arbeitet am Ende jeder ungefähr gleich viel und die Lösung ist für alle einigermaßen gerecht (völlig geht nicht)

Denn die Anzahl der Arbeitslosen wird auch in den nächsten 4 oder weniger Jahren und auch in den x und y und z danach nicht sinken - das ist ein Problem, mit dem momentan fast alle Länder dieser Erde kämpfen und irgendwo ein Resultat der Industrialisierung.
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von Epiphone79 » Di 08.11.05 20:13

> mariob schrieb:
>- das ist ein Problem, mit dem momentan fast alle Länder dieser Erde kämpfen und >irgendwo ein Resultat der Industrialisierung.

Und ganz besonders der Globalisierung. Kann doch z.B. nicht angehen, das es billiger ist einen Jogurt ( oder ein paar mehr :-) ) quer durch Europa heran zu karren, als ihn beim Hersteller "um die Ecke " zu beziehen.

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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von V.206 » Di 08.11.05 22:34

traurig, aber wahr und nur ein beispiel von vielen.

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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von Pugtom » Mi 09.11.05 05:30

T´ja wem erzählst Du das ?
Ich wohne ganz in der Nähe vom Herrn Müller ( Augsburg liegt ca. 25 KM von Aretsried entfernt ) und die Story entspricht ganz dem Ruf des Herrn Müller ,den er bei uns geniesst ....
Das mit den 400 ML Bechern ist mir auch schon aufgefallen - als ich mir neulich an der Tanke mal so einen Becher kaufen wollte habe ich ihn schnell wieder zurückgestellt , ich bin doch nicht blöd ... ach so - das ist ja eine andere Firma .. ;)
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von Dark Star *CTi* » Mi 09.11.05 07:04

> Epiphone79 schrieb:
>

> Und ganz besonders der Globalisierung. Kann doch z.B. nicht angehen, das es billiger ist einen Jogurt ( oder ein paar mehr :-) ) quer durch Europa heran zu karren, als ihn beim Hersteller "um die Ecke " zu beziehen.

Es wird ja nicht nur der Joghurt gekarrt ... Milch aus D wird getrocknet, das Milchpulver kommt nach (bspw.) Italien. Dort wird Joghurt Rohmasse hergestellt, die kommt nach Holland, da kommen Früchte dazu, und abgepackt wird (wegen made in Germany höhö) in D, und dann steht da der Abfüller drauf, und keiner weiß, was die Milch schon alles erlebt hat. Und man denkt sich, daß ist ja um die Ecke, da unterstütze ich die lokale Molkerei ...

Von daher ... wenn Sprit teurer wird, wird auch gleich alles unverhältnismäßig teuer, und auf regionale Strukturen ausweichen geht nicht, weil weg.
Grüße aus Franken,

Norman :kaffee:

306 Cabriolet 1.6, 1997, Chinablau, 'fahrende Teilrestauration' TÜV 'ohne erkennbare Mängel' bis 12/18!
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und n 2012er Kangoo als Dienstwagen in weiß

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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von madmat » Mi 09.11.05 14:00

Leider ist der Herr Müller mit seiner Re-Investition von Subventionen und Gewinnen in deutschem Hoheitsgebiet und einem Abbau von weniger als 10% der Stellen noch eines der positiven Beispiele.

Und dass die Subventionen in der Höhe gezahlt werden ist nicht ihm anzulasten, sondern dem Gesetzgeber der die Rahmenbedingungen für so eine grotekse Wettbewerbsverzerrung schafft.
Nicht jeder hat den Bargeldpuffer und die Chuzpe eines Herrn Wiedeking, 150Mio. EU Gelder auszuschlagen - ganz ehrlich, wer von Euch als Unternehmer würde das tun ?
Allerdings wäre OHNE Subvention die Produktion des Herrn Müller nach Polen/Tschechien etc... abgewandert, das hätte dann auch wieder keiner gewollt.

Und mit der Forderung dass am besten alles so bleiben soll wie es ist steht man ziemlich schnell allein da....
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Re: Müller und Wirtschaft..

Beitrag von le mOnd » Sa 12.11.05 02:47

vielleicht habe ich ja einen Rechenfehler drin, man möge mir in diesem Fall verzeihen, aber der erste Beitrag klingt so als ob der liebe Herr Müller 70 Millionen privat kassiert hätte, die er jetzt auf der Bank hütet und sich über die Zinsen freut. Von irgendeinem Geld muss die neue Fabrik ja auch gebaut werden, oder? Es stimmt also nach meiner Rechnung nicht, dass er 4 Millionen für jeden vernichteten Arbeitsplatz kassiert hat. Fakt ist, dass er die Leite in Niedersachsen willentlich verarscht hat mit seiner tollen neuen Fabrik und dass er aus Profitdenken Arbeitsplätze vernichtet hat. Das finde ich extrem ablehnenswert und das bese wäre wirklich, solche firmen zu boykottieren durch Nicht-Konsum. Ich glaube aber nicht, dass da 70 Mille gewinn rausgekommen sind. Dennoch steht er jetzt besser da... der Assi. Aber wenn wir alle solche Verhaltensweisen durch Konsumboykott bestrafen würden, dürften wir nicht mehr viel kaufen. Man dürfte nur ncoh eine handvoll automarken fahren, Tanken schon gleich gar nicht, man könnte seine Ernährung auf ein paar Biogerichte umstellen und und und... es ist sehr traurig. Aber ich glaube, auf ein paar Müllermilch zu verzichten hat noch keinem geschadet, ODER??? ;)

Bis bald

le mOnd

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