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von Ziggy » Di 10.07.12 20:53
Also ich hab jetzt mal beim ADAC nachgefragt und die haben mir das hier geschickt,
was ich ganz informativ finde!
Auto-, Zweiradfahrer und Camper im Sommergewitter
Blitzschutz am Pkw, Cabrio und Wohnmobil
Blitz-Entladungen - seit jeher ein beeindruckendes, aber auch
furchteinflößendes Naturspektakel. Mit dem Aufkommen von
Ganzstahl-Autokarosserien vor gut 100 Jahren gab es zumindest für
Autofahrer Entwarnung. Warum das so ist und wie man Gewitter
schadlos übersteht, sollten Sie hier vor dem nächsten Unwetter schon
einmal in aller Ruhe studieren...
Wie entstehen Blitze?
Bei Gewitterlagen laufen in Wolken intensive Reibungsprozesse ab, verursacht durch
Luftströmungen, Temperaturunterschiede und Eiskristalle. Als Folge bilden sich Überschüsse
und Defizite an Elektronen, sogenannte „positive und negative Ladungen“. Diese haben das
Bestreben, eine ausgeglichene Verteilung wiederherzustellen.
Überschreitet die Ladungsanhäufung in einer Gewitterwolke eine kritische Größe, kommt es
zum plötzlichen Ausgleich - zwischen Wolke und Wolke, eventuell aber auch zwischen Wolke
und Erde. Erkennbar ist dieser Vorgang an einem Lichtblitz und dem folgenden „Donner“, dem
Geräusch der explosionsartig erhitzten Luft.
Der "Faradaysche Käfig"
Bei Blitzentladungen entstehen Spannungen bis zu einigen hundert Millionen Volt mit Strömen
zwischen 10.000 und 20.000 Ampere (Haushalts-Stromnetze sind auf maximal 15 - 25 Ampere
bei 250 Volt Spannung ausgelegt). Also: Höchste Gefahr für den Menschen außerhalb seines
mit Blitzableitern gesicherten Hauses? Für Fußgänger oder Zweiradfahrer ja, die Insassen von
Autos haben es aber, bei Beachtung einiger Verhaltensregeln, deutlich besser.
Die wissenschaftliche Begründung hierfür verdanken wir dem Engländer Faraday. Dieser war
schon lange vor der Erfindung des Automobils darauf gekommen, dass der Aufenthalt innerhalb
eines Blechgehäuses, das aber auch die Gitterstruktur eines "Käfigs" haben kann, beim
Blitzeinschlag unbedenklich ist, und zwar solange, wie eine Berührung des Metalls von Innen
ausgeschlossen wird. Wer dies "live" erleben will, kann es im Deutschen Museum in München
tun (und sich anschließend das Original des allerersten Autos, des "Benz Patent-Motorwagens"
ansehen, der, als motorisierte offene Holzkutsche, keinesfalls als "blitzgeschützt" gelten kann).
Wie wichtig es ist, sich unter den Schutz eines "Käfigs" zu begeben, zeigen gehäuft Fälle aus
den besonders blitzreichen letzten Jahren. Zu Einschlägen kam es sogar aus heiterem Himmel
- Personen, die sich im Freien aufhielten, wurden völlig unvermutet getroffen. Ob nun der
Himmel in diesen Fällen tatsächlich so "heiter" war oder nicht doch die bekannte, gefühlte
Gewitterstimmung im Anrollen war: Man sollte sich schon bei ersten Anzeichen eines
kommenden Gewitters so verhalten, wie in den folgenden Ratschlägen dargestellt. Merke: Es
muss nicht erst Winden und Gießen, bevor es gefährlich wird!
Geschlossene Pkw
Im Regelfall sitzen wir in Autos mit einer geschlossenen Blechkarosserie, die dann auch ganz
exakt dem beschriebenen "Käfig"-Prinzip entspricht – selbst dann, wenn im Dachbereich
großflächige Glasfelder vorhanden sind. Demnach: Alles ganz gefahrlos? Einige Dinge sollte
man schon beachten: Als Parkplatz während eines Gewitters keine gegenüber der Umgebung
erhöhte Punkte aussuchen, Fenster und Schiebedach schließen, alle Antennen, soweit möglich,
einziehen (könnte im Fall des Falles kritisch für die angeschlossenen elektronischen Geräte und
deren Verkabelung sein), das Handy nur ohne Außenantenne betreiben. Im Innenraum sollte
man keine Metallteile, die mit der Karosserie in Verbindung stehen, berühren, was bei der
heutzutage üblichen Kunststoffauskleidung kaum ein Problem darstellen dürfte.
Wenn nun, was in der Praxis aber extrem selten vorkommt, ein Blitz tatsächlich einschlägt,
dann sind für die Insassen, verursacht durch die Blend- und Knallwirkung, Schreckreaktionen
denkbar. Für das Auto läuft es unter Umständen nicht ganz so gut ab: Bei Versuchen in
Hochspannungs-Labors ("echte" Blitzautos sind erfreulicherweise selten aufzutreiben) konnte
man Brandspuren am Lack (punktförmig an den Ein- und Austrittsstellen) sowie quer über die
Reifenflanken (entsprechend dem Blitz-Verlauf zum Erdboden) feststellen.
Cabriolets
Erste Maßnahme, auch wenn der Hinweis überflüssig klingt: Cabrio-Verdeck schließen (und
zwar umgehend, auch wenn die Gewitterfront noch in weiter ferne steht). Dann allerdings
funktioniert auch hier das Prinzip des Herrn Faraday: In nahezu jeder Verdeck-Konstruktion gibt
es zur Querversteifung "Spriegel" (Stangen) aus Metall, die einen Einschlag über Karosserie
und Reifen zum Boden ableiten. Auch Windschutzscheibenrahmen, Überrollbügel und Verdeck-
Mechanik wirken hier vorteilhaft mit.
Dies belegen auch Labor-Simulationen: Demnach sind Brandspuren im Verdeckstoff nicht
immer auszuschließen, für die als Insassen ausgewählten Versuchspuppen waren die Folgen
aber völlig unbedenklich. Meldungen, dass es im realen Unwettergeschehen für Cabrio-
Passagiere einmal schlimm ausgegangen wäre, existieren folgerichtig auch nicht.
Wohnmobile und Wohnwagen
Eine Aluminium-Außenhaut oder eine Kunststoff-Beplankung auf einem Metall-Gerippe
(vereinzeltes Konstruktions-Prinzip bei Freizeitmobilen, aber auch bei frühen Modellen des
Renault Espace und beim "Trabbi") wirken ebenfalls wie ein "Faradayscher Käfig". Kritisch
könnten allenfalls reine Kunststoff-Gehäuse, wie Wohnmobile in GFK-Bauweise, sein. Über
Blitzopfer, darauf muss man deutlich hinweisen, wurde aber auch hier nie berichtet. Als guter
Blitzableiter würde sich ein metallischer Dachgepäckträger anbieten, der dann freilich über
Kabel und Erdspieß mit dem Erdboden verbunden werden muss.
Gewitter im Anmarsch – das sollte man als Camper unbedingt beachten:
• Sicheren Aufenthalt bietet die (in jedem Fall „metallische“) Fahrerkabine
• Alkoven meiden
• Fenster, Türen, Hub- und Klappdächer schließen
• nicht mit dem Kopf in den Bereich des Daches kommen
• keine metallischen Teile der Einrichtung anfassen
• also auch nicht Geschirr spülen oder duschen
• 230-V-Kabel außen am Wagen abziehen (Gefahr der „Überspannung“)
Zelte
Das Zelt bietet keinen Schutz - trotz Metallgestänge. Schlägt der Blitz in das Gestänge ein,
überspringt und durchschlägt er isolierte Stellen, z. B. den Zeltboden, und fließt meist
ungleichmäßig verteilt über die Zeltstangen in die Erde ab. Um die Zeltstangen herum bilden
sich dabei im Erdreich Spannungstrichter mit der Gefahr der sog. „Schrittspannung“ für den
Zelter.
Ein weiteres Risiko ergibt sich durch die Nähe zum Blitzstrom führenden Zeltgestänge. Wenn
der menschliche Körper besser geerdet ist als die benachbarte Zeltstange, kann es zu einem
Funkenüberschlag und damit zu einem Stromfluss über den Körper kommen. Man sollte
deshalb vor dem Gewitter das Zelt verlassen und - wenn möglich - ein Fahrzeug oder Gebäude
aufsuchen. Andernfalls ist folgendes zu beachten:
• Zeltwand und -gestänge nicht berühren
• Sich in Zeltmitte - möglichst entfernt vom Zeltgestänge - in Kauerstellung hinhocken.
• Auf keinen Fall auf den blanken Boden, sondern möglichst auf trockener Luftmatratze oder
Campingliege mit Metallgestänge setzen und dabei das Metall und den Boden nicht
berühren.
• Eventuell in das Zelt führende Stromkabel entfernen.
• Plastikteller oder Gummikapseln an den Gestängefüßen zur besseren Erdung entfernen.
Einen wirksameren Schutz würde ein Drahtgeflecht unter dem Zeltboden darstellen. Dieses ist
zu verbinden mit den Zeltstangen, die wiederum durch eine auf dem Boden liegende
Metallringleitung verknüpft sind. Zusätzliche metallische Zeltstangen lassen sich zum
Gestängekasten ausbilden. Je dichter das Gestänge wird, umso mehr wird der Zeltinnenraum
freigehalten von elektrischen und magnetischen Feldern.
Zweiradfahrer
Hier gibt es nur eine Empfehlung (wie allgemein für Fußgänger auch): Exponierte Stellen und
die Nähe zu hohen Objekten (Bäume, Masten) meiden, nach Möglichkeit unter Brücken o. ä.
Schutz suchen, Abstand von der Maschine halten, im freien Feld eine "Kauerstellung" (Füße
beisammen!) einnehmen.
Fazit
Gefährlich für motorisierte Verkehrsteilnehmer sind bei Gewitter vorrangig schlechte Sicht,
Hagelschauer, Windböen, Aquaplaning, abgerissene Äste und andere Hindernisse auf der
Fahrbahn. Auch die Statistiken nennen regelmäßig als "Blitzopfer" Fußgänger, Wanderer,
Sportler, Arbeiter in Außenbereichen, aber eben keine motorisierten Verkehrsteilnehmer.
Trotzdem ist es ganz gut zu wissen, wie Blitzschläge auf Fahrzeuge wirken und was man
beachten sollte.