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von blueLion » So 07.08.05 13:35
Ein Tag im Freibad .......
Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch mein Handtuch, ein
Buch, eine Flasche ALDI-Mineralwasser und eine Flasche Sonnencreme ein
und setz mich ins Auto.
Natürlich müsste ich nicht mit dem Auto fahren. Ich könnte ja auch mit
dem Rad fahren. Aber Rad fahren ist genauso zum Kotzen wie Straßenbahn
fahren...
und zu Fuß geht nun wirklich nicht! Also, ich fahre zum Schwimmbad.
Je näher ich dem Schwimmbad komme, um so größer wird die Zahl der
Radfahrer, die mit sonnigem Gemüt kreuz und quer nebeneinander und
sowieso überall auf der Strasse herumschlingern, die Sonnenbrille auf
der Nase und tonnenweise Krempel im Körbchen, wie zum Beispiel L
uftmatratzen,Kühlboxen, Sonnenschirme oder ihren Nachwuchs.
Man könnte glauben, manche wären aus ihren Häusern vertrieben auf dem
Weg in die Fremde... aber nein, sie wollen tatsächlich nur einen Tag
ins Schwimmbad.
In tiefem Vertrauen auf den lieben Gott und meine Geduld rauschen sie
also unkoordiniert vor meinem Auto herum... aber ich lasse mich nicht
entmutigen und suche einen Parkplatz.
Schatten wäre toll. Am besten nicht zu weit weg. Ich suche ungefähr
eine halbe Stunde und stelle mich dann siebeneinhalb Kilometer vom
Eingang entfernt gegen die Fahrtrichtung im absoluten Halteverbot auf
einen sonnendurchfluteten Radweg, den die oben erwähnten Bekloppten
komischerweise eisern ignorieren.
Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge. Darunter auch fünf
ältere Herren in Team Telekom-Outfits, die lauthals verkünden, dass
sie nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen schwimmen
werden...
Interessante Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins Schwimmbad, mit
dem Krankenwagen wieder zurück.
Drei Teenies zwängen sich durch die Reihe nach vorn.Auf meinen
freundlichen Hinweis, sie sollten sich doch bitte hinten
anstellen,antwortet einer mit einem ebenso freundlichen: "Halt doch
die Fresse,Schwuch.tel!".
Aber ich freu mich einfach nur weiter auf das kühle Nass und passe
nebenbei auf, dass mir im Gedränge keiner den Geldbeutel klaut.
An der Kasse mache ich meinen Anspruch auf Ermäßigung geltend. Die
freundliche Dame bittet mich herein, lässt sich Studentenausweis,
Personalausweis,Führerschein, EC-Karte, Organspender-Karte, Impfpass
und Geburtsurkunde vorlegen und unterzieht mich einem
Lügendetektor-Test.
Nachdem das BKA meine Fingerabdrücke überprüft hat gewährt man mir
tatsächlich ermäßigten Einlass in den Badespass-Park!
ich suche mir ein nettes Plätzchen auf der Wiese, lege mein original
rotes Schwuchteltuch auf ein Ameisenloch und eine alte Portion Pommes
und freu mich auf den schönen Tag.
Die Vöglein singen, die Kinder schreien und die Kids nebenan erfreuen
das ganze Schwimmbad mit dem lieblichen Geschrei von Rammstein,
welches aus ihrem Ghettoblaster dröhnt.
Dann erfreue ich die Bienen und Wespen, indem ich mich von Kopf bis
Fuß mit einer pampigen stinkigen Sonnencreme einschmiere. Sofort
summen sie lustig um mich herum...
Ach, das Leben ist schön!
Nachdem ich mich eine halbe Stunde in der Sonne geräkelt habe, bekomme ich
langsam Durst und greife zu meinem Wasser.
Als ich gerade trinken möchte donnert mir ein Fußball lustig hinten
auf die Birne, was dazu führt, dass ich mir am Flaschenhals ein noch
lustigeres kleines Stück vom Schneidezahn abschlage... Ich drehe mich
um und da steht..
so ein Zufall! Das sympathische kleine A.rschkind vom Eingang!
Entschuldigend sagt der Kleine zu mir: "Gib mein Ball her, du
Missgeburt!"
Da kann ich natürlich nicht nein sagen und werfe ihm den Ball zu....
Im Schwimmbad ist es echt toll! Doch ein Schluck Wasser konnte mich
nicht wirklich erfrischen. Zeit für einen Sprung ins kühle Nass!
Nachdem ich einen netten Mann neben mir darum gebeten habe, doch ein
Auge auf meine Sachen zu haben, während ich schwimme, schlendere ich
zum Becken.
Hier ist es toll! Viele kleine Kinder rennen herum. Eins rennt mir mit
dem Kopf in die Eier und fängt an zu heulen. Die Mutter schreit mich
ein wenig an,was mir einfiele, so einfach am Becken vorbeizugehen wenn
ihr Kind da herumtobt.
Ja, das tut mir natürlich Leid... hätte ich auch wirklich besser
aufpassen müssen.
Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schön!
Das Sonnenöl von tausenden Leuten schillert auf der Wasseroberfläche,
durch die Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen lieblichen
Schleier gehüllt.
Ich tauche unter und genieße gerade den Wechsel zwischen kaltem Wasser
und warmem Pipi als mir ein nettes kleines Kind vom 3-Meter-Brett auf
den Rücken springt.
Als ich japsend auftauche, um mich zu entschuldigen, sehe ich, dass es
ja genau das gleiche Kind wie eben war!
Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich nicht wehgetan!
Es hört auch tatsächlich gleich auf zu weinen, nachdem ich ihm meine
Uhr geschenkt habe. So ein liebes Kind! Raus aus dem Wasser, zurück
zum Platz.
Als ich dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein wenig auf meine
Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da. Mein Geldbeutel auch nicht.
Dafür aber sein Hund, der gerade mein Schnitzelbrötchen frisst um
danach in meinen Turnschuh zu scheißen. Netter Hund! Eigentlich bin
ich sehr ausgeglichen... aber jetzt ist es doch langsam genug.
Ich packe meine Sachen zusammen und den blöden Hund in die Kühlbox
seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse ich feierlich im
Wellenbecken zu Wasser und schaue mir belustigt den wilden Ritt an,
während ich ein paar Takte "Surfin USA" pfeife.
Mit dem Handy des Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer an und werfe es
dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab ich mich schon beinahe
beruhigt.
Ich schlendere zu meinem Fußball-Freund, nehme ihm den Ball ab und
schieße ihn mit einem beeindruckenden Vollspann aus einem Meter
Entfernung direkt in sein nettes Gesicht.
Nachdem er blutüberströmt nach hinten umgefallen ist, nehme ich die
Gelegenheit wahr, in seinem Rucksack noch ein kleines Feuerchen zu
legen und mache mich auf den Weg zum Ausgang.
Als ich am Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom
3-Meter-Brett.
Da der Bademeister gerade dabei ist, einen Telekom-Opa aus dem Becken
zu fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die Badehose des netten
kleinen Schweinepriesters und hänge sie nicht weit entfernt an einen
hohen Ast.
Als ich am Ausgang ankomme schau ich mich ein letztes Mal um:
Der Fußball-Penner hüpft plärrend um seinen brennenden Rucksack herum
(das Feuer hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten übergegriffen),
die kleine Nervensäge hüpft nackt unter dem Badehosen-Baum herum
(Umzingelt von kreischenden Mädchen) und der nette Nachbar sucht
seinen Hund...
die fest verschlossene Kühlbox zieht immer noch ihre Bahnen im
Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig vom Umkleidedach zu.
Die Rechnung muss inzwischen bei etwa 198 Euro liegen..
Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel dran. Ich nehme ihn
ab, lese ihn aufmerksam durch und esse ihn auf. Dann steig ich in mein
brütend heißes Auto und denke:
Gar nicht so schlecht, so ein Besuch im Freibad.