Katastrophe in Japan

Ihr habt Probleme mit anderen Marken? Oder mit Sachen, die nicht euren Löwen betreffen? Dann ist das genau die richtige Schublade für euch.
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Strange
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Strange » Mo 14.03.11 16:11

Gentsai hat geschrieben:Die Kraftwerke hier in Deutschland sind sicher, jedenfalls vor Einflüssen von Erdbeben, Tornados, Tsunamis usw., also ist diese Diskussion totaler Blödsinn.
Äh, Stephan, ist das jetzt wirklich Dein Ernst?! :dummguck: Sorry, aber wenn ich so Aussagen lese, kann ich nur mit dem Kopf schütteln! :sonich:

Klar haben wir hier nicht mit einem solchen (!) Erdbeben hier zu rechnen wie in Japan. Aber die Japaner haben zwar damit gerechnet, aber mit einem maximalen Erdbeben von 8,25 auf der Richterskala. Dumm nur, dass das Beben jetzt fast 9 auf der Richterskala hatte.
Einige neuere AKWs hier in Deutschland sind ausgelegt auf kleinere Erdbeben von bis ca. 3,5. Mehr aber nicht. Die Möglichkeit, dass auch hier diese 3,5 irgendwann einmal überschritten wird, ist durchaus gegeben - zumal die meisten älterwen AKW hier in Deutschland gar nicht für sowas ausgelegt sind.
Wenn einer erzählt und vor allem glaubt, dass die AKW in Deutschland sicher wären, glaubt auch noch an den Osterhasen. :mutig:

Die älteren AKW in Deutschland sind z.B. in keinster Weise ausreichend geschützt vor einem (mutwilligen oder versehentlichen) Flugzeugabsturz.
Biblis in Hessen liegt z.B schön im Rheingraben. Und was passiert da immer mal wieder? Richtig, da bebt immer mal wieder die Erde. Richtig, bislang immer nur vergleichsweise gering. Aber das dachten die Japaner auch.
In Biblis z.B. stehen die ganzen Nostromaggregate auf einer Höhe/Ebene. Wenn da mal der Rhein ein sogenanntes "Jahrhunderthochwasser" haben sollte: Bumm, ist auf einen Schlag die komplette Notatromversorgung zur Kühlung der ganzen Schose unter Wasser.
In den vergangenen Monaten hat es in Bibis 80 (!) sicherheitsrelevante Störfälle gegeben! Abgesehen von den Störfällen in den vergangenen Jahrzehnten.
Einer davon war sogar nahe am GAU:
Der bisher wohl gravierendste Störfall im Kernkraftwerk Biblis ereignete sich am 16. Dezember 1987 im Block A. Beim Anfahren des Reaktors klemmte ein Ventil, das den Reaktorkreislauf absperren muss. Das Personal im Leitstand ignorierte fünfzehn Stunden lang eine Warnlampe, weil es diese für defekt hielt. Der Reaktor wurde deshalb nicht sofort heruntergefahren.

Stattdessen öffneten die Mitarbeiter ein zweites Ventil, um das verklemmte Sicherheitsventil durchzuspülen und so zu schließen. Dieser Versuch misslang, weshalb 107 Liter radioaktives Kühlwasser in den Ringraum außerhalb des Sicherheitsbehälters liefen und von dort in die Atmosphäre gelangten.

Wäre es nicht gelungen, das Sicherheitsventil wieder zu schließen, hätte wegen des hohen Drucks die Messleitung platzen können. Dann wären große Mengen radioaktiven Kühlwassers ausgetreten.

Ein Kühlmittelverlust kann zu einer Kernschmelze und damit zum Gau führen. In der Folge dieses Störfalls gab es hohe Auflagen für den Kraftwerksbetreiber, gegen die dieser aber zunächst Widerspruch einlegte. Zwar meldete der Betreiber den Fall an die zuständigen Behörden, die informierten jedoch die Öffentlichkeit zunächst nicht. Erst durch einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift wurde der Vorfall später bekannt.
Quelle: http://www.echo-online.de/region/bergst ... 238,952733

Wow, unsere AKW sind aber alle sicher - bis zum Tag, an dem mal eins hoch geht. :vorkopphau:


Menschliches Versagen ist der größte Risikofaktor hier bei diesem Thema - und dieses Risiko kann man schlicht und ergreifend nicht auf Null reduzieren. :zeig:


Von daher ist es aus meiner Sicht absolut richtig, das wieder zu Thematisieren - auch wenn der Zeitpunkt bzw. der Grund natürlich ein ganz trauriger ist, nämlich Japan.
Gentsai hat geschrieben:Seltsam, dass jetzt die Atomdebatte losgeht, wo sowas in Japan passiert... gibt es nichts wichtigeres, als jetzt wieder über die Atomkraftwerke in Deutschland zu jammern?
Stephan, die Anti-Atomkraft-Demo jetzt am Wochenende z.B. war schon seit langem geplant und hatte mit dem Unglück/Beben etc. in Japan nichts zu tun.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung ist permanent aktuell - auch wenn die Schwarz-Gelbe Regierung so getan hat, als sei das mit der Verlängerung der Laufzeiten kein Thema mehr bei den Leuten. :sonich:

@ Chakky: Es geht jetzt auch nicht darum, von heute auf morgen alle AKW abzuschalten, das behauptet keiner.
Aber wenn man sich keine Mühe oder gar Druck macht, dann laufen die alten "Krücken" von AKW, die eigentlich nur für 40 Jahre geplant waren, noch mehrere Jahrzehnte länger - und ich will dieser Gefahr nicht ausgesetzt sein.
Und wir sind ja auch schon auf einem guten Weg mit alternativer Energiegewinnung. Mittlerweile macht die - wie ich letzens gelesen habe - bereits heute schon ca. 16 Prozent aus.

Sich aber einfach hinstellen: Atomkraft ist sicher - und andere haben ja auch AKW, macht es sich meiner Meinung nach viel zu leicht.
Es muss halt auch mal einer den Anfang machen. Das ist halt ein Entwicklungsprozess von der Atomenergie hin zu alternativen Ernergien. Und andere werden dann nach uns nach auch diesem Weg folgen...

Gruß, Jan

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von -J- » Mo 14.03.11 16:56

Und vor den Landtagswahlen wird jetzt kräftig mit Hilfe der Atomdebatte die Werbetrommel gerührt...Schade dass es dazu solch einen Anlass gebraucht hatte...

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Strange » Mo 14.03.11 17:20

-J- hat geschrieben:Und vor den Landtagswahlen wird jetzt kräftig mit Hilfe der Atomdebatte die Werbetrommel gerührt...Schade dass es dazu solch einen Anlass gebraucht hatte...
Auch das ist meiner Meinung nach nicht richtig.

Die CDU und FDP behaupten zwar, dass das Unglück in Japan jetzt instrumentalisiert wird. Richtig ist jedoch, dass die ablehnende Haltung der Grünen in Punkto Aomkraft nicht erst seit letztem Wochenende ein Thema ist. :belehr:
Vielmehr unterstreicht diese "Verkettung von Unglücken" in Japan, dass man das Thema nicht noch ewig bagatellisieren kann (wie es die aktuelle Regierugn nämlich tut), sondern dass endlich - wie eigentlich unter Rot/Grün schon der richtige Weg eingeschlagen war - der Atomausstieg in die Praxis umsetzen muss - weil es halt etwas Mittelfristiges ist.

Gruß, Jan

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von -J- » Mo 14.03.11 17:48

Strange hat geschrieben:
-J- hat geschrieben:Und vor den Landtagswahlen wird jetzt kräftig mit Hilfe der Atomdebatte die Werbetrommel gerührt...Schade dass es dazu solch einen Anlass gebraucht hatte...
Auch das ist meiner Meinung nach nicht richtig.

Die CDU und FDP behaupten zwar, dass das Unglück in Japan jetzt instrumentalisiert wird. Richtig ist jedoch, dass die ablehnende Haltung der Grünen in Punkto Aomkraft nicht erst seit letztem Wochenende ein Thema ist. :belehr:
Vielmehr unterstreicht diese "Verkettung von Unglücken" in Japan, dass man das Thema nicht noch ewig bagatellisieren kann (wie es die aktuelle Regierugn nämlich tut), sondern dass endlich - wie eigentlich unter Rot/Grün schon der richtige Weg eingeschlagen war - der Atomausstieg in die Praxis umsetzen muss - weil es halt etwas Mittelfristiges ist.

Gruß, Jan

Das was du sagst ist ja auch soweit korrekt, nur kam mir der N24-Auftritt (oder ntv, weiß es nicht mehr genau) von Frau Roth heute morgen mir recht werbewirksam vor.

Gruß

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Black Whisper » Mo 14.03.11 18:35

Ich bin auch gegen Atomkraft, wir hatten z.B. das Thema Tschernobyl und andere interessante Störfälle in AKW´s damals in der Schule, unser Lehrer kannte da nichts, so blieb das eindrucksvoll hängen. Es kotzt mich sowieso an, das der Mensch im Allgemeinen meint, er könnte mit seinem unerschütterlichen Glauben an Fortschritt und der doch so herausragenden Technik eine derart unkontrollierbare Substanz zähmen. Es ist so dämlich, das man sich etwas zu Nutzen gemacht hat, was so abartig qualvolle Auswirkungen haben kann und das nicht nur ein paar Jahre, sondern Jahrtausende. Quadratkilometerweise werden Gebiete verseucht und für immer unbewohnbar, alles Leben zerstört und neu geborenes Leben wird gestraft mit Krankheit, Missbildung und Tod... Ich bin einfach nur wütend, ich kann kaum unvoreingenommen darüber reden, daher lasse ich es besser.
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Chakky » Mo 14.03.11 19:40

das 40 Jahre alte Krücken nicht weiterlaufen sollen bis ins unendliche ist mir schon klar, wäre ich auch dagegen.

aber vielen atomkraftgegner (entschuldigung wenn ich jetzt alle über einen kamm schere) wäre es doch am liebsten wenn wir das ding schon gestern abgeschaltet hätten. nur die frage wie geht es dann weiter? das teil rückbauen und wohin mit dem strahlenden zeug, ist ja gleich die nächste debatte...in irgendein zwischenlager wo wieder tausende warten und kosten ohne ende verursachen?

windräder sind in meinen augen keine gute alternative die teile funktionieren nur bei bestimmten wetterlagen was ist wenn das mal wochenlang ausbleibt? geht bei uns das licht aus?


was in Japan passiert ist traurig, damit konnte oder wollte keiner Rechnen aber diesen anlass zu nutzen um hier zu lande über andere themen hinwegzusehen bzw mal außer acht zu lassen die vielleicht auch wichtig sind ist kein guter ansatz :/
cu
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Troubadix » Mo 14.03.11 21:30

Matt´n hat geschrieben: Günstige Schätzungen gehen davon aus, das wir im Jahr 2020 gerade mal 20% der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen ziehen können (Wind, Solar, Wasserkraft usw )
wo soll denn dann der Rest her kommen.


Da derartige Quellen alle neu gebaut werden müssen, wer soll das denn bezahlen ?

Versteht mich nicht falsch, ich bin auch für den Ausstieg, aber das wird ne langfristige Sache...


und mal davon ab, die neuen Energiequellen sind alle auch nicht wirklich Erdbebensicher...

also

Punkt1) 17% der energie strammen scheinbar schon aus erneuerbaren energien und noch steht nicht auf jedem haus ne solaranlage und nicht auf jedem berg ne windanlage, wasserkraft kann auf ab nem kleinen bach genutzt werden, sogar unser örtlicher bach hat ne kleine anlage...

Punkt2) frag mal nach wieviel geld in die ach so billige kernenergie geflossen ist, das ist ein milliardengrad von steuersubventionen, die aufbereitung, der transport, rechne mal aus was alleine die polizeieinsätze der letzten castor transporte gekostet haben, ich denke dafür könnte heute fast jeder ne gesponsorte solaranlage am dach haben was nicht wenigen spezialisten einen sicheren arbeitsplatz bringen würde sondern 10.000 stellen im handwerk sichern würde.

und das speichern der sonnenenergie für die nachtstunden bekäme man mit etwas hirnschmalz auch auf dauer hin.

Punkt3) der atomenergieausstieg der SPD/Grünen war auf eine übergangszeit die zum umstieg geeignet war zugeschnitten, erst nach dem neuen plan wurden dann auch die staatlichen förderungen der solaranlagen soweit zurückgefahren das sie fast uninteressant wurden, seltsamer zufall, und die CDU/CSU planung mit dem für kraftwerksbetreiber maximal zu zahlenden 500mio nachrüstungsetat ist ja wohl auch betrug am volk, den rest zahlen nämlich mal wieder die steuerzahler.

Punkt4) hier im ort hatten wir grad ein 4,? beben, entfernung 30 km, die solaranlagen in der nachbarschaft habens überstanden, servicetechniker wurden keine beobachtet, strahlung ist auch keine ausgetretten...

@Gentsai, die diskussion wurde losgetretten aus der ausstieg vom ausstieg beschlossen wurde den laut CDU/CSU ja alle wollten die sie gewählt haben, das unglück hat nur gezeigt das es eben nicht statistisch nur alle 100.000 jahre mal vorkommt sondern mit

Harrisburg

Tschernobyl

und

Futschikato jetzt bereits das dritte mal




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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Chakky » Mo 14.03.11 21:44

[anmerkung]
es gab ähnliche unfalle nicht in AKWs sondern in forschungsanlagen (viele militärisch) nur eins von vielen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kerntechni ... lage_Majak

[/anmerkung]
cu
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von volker206 » Mo 14.03.11 22:02

Hallo,

wenn die alten Krücken abgeschaltet, was passiert dann mit den Unmengen an Schrott? Metallteile kann man einschmelzen, ist dann die Strahlung weg? Kling blöd, ich weiß.

Wo bekommt eigentlich die Medizin ihr "strahlendes Material" für Röntgenuntersuchung und andere Sachen her?

Gruß Volker
Für alle Fans von M.A.S.H 4077th:

Corporal Klinger wurde es verboten, beim Morgenappell Abendkleider zu tragen.

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von obelix » Mo 14.03.11 23:05

volker206 hat geschrieben:Hallo,

wenn die alten Krücken abgeschaltet, was passiert dann mit den Unmengen an Schrott? Metallteile kann man einschmelzen, ist dann die Strahlung weg? Kling blöd, ich weiß.

Wo bekommt eigentlich die Medizin ihr "strahlendes Material" für Röntgenuntersuchung und andere Sachen her?

Gruß Volker
naja, gefährlich sind ja in erster linie die reaktorkammern und alles, was unmittelbar mit strahlung in berührung kommt im betrieb.
der rest drumrum ist relativ notmal zu behandeln.

trotzdem jede menge material.

medizinische materialien sind lang ned so intensiv, und auch von der zusmmensetzung her weitaus "harmloser".

gruss

obelix
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